Bilder einer verlorenen Generation
Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fallen in die Strassen Phnom Penhs, als die Stille des Morgens von einem immer lauter werdenden Grollen schwerer Motoren zerrissen wird. Panzerketten ratterten über den Asphalt, ihre metallischen Klauen graben sich in den Boden. Soldaten in schwarzen Uniformen marschieren durch die Strassen. Ihre Gesichter ausdruckslos, die Waffen fest umklammert.
Wir schreiben den 17. April 1975. Seit Wochen warten die Menschen in Phnom Penh voller Anspannung auf diesen Tag. Die von China und Nordkorea unterstützten kommunistischen Guerilliakämpfer der Roten Khmer haben die Hauptstadt eingenommen, die Non Lol Regierung ist abgesetzt. Doch wer geglaubt haben könnte, das Land würde nun endlich befriedet, sollte sich irren. Dramatisch irren.
Denn bereits wenige Stunden nach dem Einmarsch wird die Stadt mit unglaublicher Brutalität evakuiert. Angeblich steht da ein Angriff der US-Luftstreitkräfte unmittelbar bevor. Angeblich. Denn in Wahrheit ist dies nur der perfide Plan, um die rund zwei Millionen Einwohner der Stadt hinaus aufs Land zu trieben, wo sie sich besser kontrollieren lassen würden.
Das Ziel: Kambodscha in eine agrarkommunistische Gesellschaft ohne Städte, Geld oder Privateigentum zu verwandeln. Eine Utopie, die in den kaum mehr als 4 Jahren des Pol Pot Regimes mehr als 1.7 Millionen Menschen zum Opfer fallen sollen.
Es waren Fragen wie diese, die Hannes angetrieben haben, einige der wenigen wirklich alten Menschen in der Umgebung des Smiling Gecko Campus zur Zeit der Roten Khmer zu befragen und sie dabei auch zu fotografieren.
Herausgekommen sind dabei wirklich eindrückliche Portraits einer verlorenen Generation, denen Hannes einige der brutalsten Statements zuordnet, die ihm in Zusammenhang mit dem Schreckensregime zu Ohren gekommen sind.
Einige dieser Bilder möchten wir hier im Campus Magazin teilen. Alle Bilder werden wir demnächst in unserem Kulturzentrum «The Gong» ausstellen. Wir können uns keinen besseren Ort vorstellen, um den überwiegend jungen Menschen in der Region einen Blick in die Vergangenheit zu ermöglichen.

«Dein Überleben ist kein Gewinn,
dein Tod ist kein Verlust.»

«Natürlich fragt man sich: Warum ausgerechnet ich? Warum durfte ich leben, wo alle anderen starben.»


«Jeder kannte Ermordete.
Jeder kannte Mörder.»