Smiling Gecko Educational Campus
MIT WIENERLI EINEN TEIL DER SCHULE FINANZIEREN?
MEHR ALS EINE FIXE IDEE.
Hans Höhn ist Metzger aus Leidenschaft. Eigentlich längst im Ruhestand, steht er im mittlerweile von den Söhnen geführten Betrieb weiterhin regelmässig seinen Mann. Um so glücklicher waren und sind wir, dass diese Energie und Leidenschaft für das Metzgerhandwerk Hans nun schon zum zweiten Mal zu uns auf den Campus geführt hat. Einige Tage nach seiner Rückkehr aus Kambodscha hatten wir die Chance, mit ihm über seine noch ganz frischen Eindrücke zu sprechen. Was er uns dabei erzählt hat, möchten wir hier gerne mit ihnen und euch teilen.
Lieber Hans, nach 2022 warst Du jetzt bereits zum zweiten Mal auf dem Campus. Was war der Grund für Deinen zweiten Besuch?
Hannes hat meine Wienerli so gern. (lacht). Für die braucht es aber eine heizbare Rauchkammer, die es in dieser Form nicht gab. Ich habe dann die Konstruktionspläne für eine solche Rauchkammer gezeichnet. Hannes und Leap haben dann entschieden, eine solche Kammer auf dem Campus zu bauen. Und ich sollte runterkommen, um sie in Betrieb zu nehmen und dem Team die Funktionsweise zu erklären. Ich habe dann hier in der Schweiz eine Rauchheizung gekauft und nach Kambodscha verschiffen lassen. Unten konnte ich dem Team zeigen, wie sie neben den Wienerli und Thüringer Bratwürsten unter anderem auch Rindswürste herstellen, für die es mit dem Rosewood Hotel in Phnom Penh einen Abnehmer gibt.




Hat es Dir beim zweiten Mal gefallen?
Sehr gut. Überwältigend. Es hat sich angefühlt, als würde ich nach Hause kommen. Es war sehr emotional und hat mich direkt gepackt.
In drei Jahren passiert bei Smiling Gecko meistens ziemlich viel. Hast Du gegenüber Deinem ersten Besuch irgendwo Veränderungen erlebt?
Ja, auf jeden Fall. Grosse Veränderungen hat es zum Beispiel im Farmhouse gegeben. Dann steht da mittlerweile eine Schlosserei, die neu ist. Auch die Metzgerei wurde vergrössert. Und es gibt jetzt ein Schlachthaus, in dem der Fisch verarbeitet wird. Das haben sie auf meine Anregung nach meinem ersten Besuch gebaut. Früher wurden Fisch und Fleisch an der gleichen Stelle verarbeitet, das geht natürlich nicht. Was das Team betrifft, so habe ich viele vertraute Gesichter getroffen. Sai Pheareak, der lokale Leiter der Metzgerei ist zum Beispiel noch da und auch ein Grossteil des restlichen Teams. Das fand ich sehr schön.
Fisch wird also im Schlachthaus verarbeitet und das Schweinefleisch?
In der Metzgerei. Dort beispielsweise die Schweine schlachtwarm angeliefert und dann für die weitere Verwendung zerteilt. Mittlerweile werden ja wirklich ziemliche viele Produkte hergestellt. Neben den bereits erwähnten Wienerli und Bratwürsten etwa auch Kotelett, Schinken, Fleischkäse, Salami und dann natürlich die Sachen, die Mariya in den Restaurants des Farmhouse benötigt. Und die Knochen wandern natürlich in die Suppe.

Ich denke schon. Das ganze Land hat ein Entwicklungspotenzial. Ich konnte in Phnom Penh mit einem Banker sprechen. Der bestätigte meinen Eindruck. Auch seine Organisation sieht ein Potenzial im Land. Aktuell werden ja auch bereits einige der Sachen (neben den Fleischerzeugnissen u.a. Kräuter und Früchte) an verschiedene Hotels in Phnom Penh geliefert. Zudem es gibt einen Laden in der Stadt, in dem Waren aus der Metzgerei verkauft werden. Den habe ich mir selbst angesehen. Wenn ich die (Distributions-)Liste richtig verstanden habe, gibt es mindestens 25 unterschiedliche Abnehmer. Und die Produkte vom Campus sind ja auch definitiv besser als das, was es sonst so gibt. Ich habe mich aus Interesse in Phnom Penh und in Kampot durch die Hotelbuffets probiert. Das ist bei weitem nicht so fein wie auf dem Campus.
Da gibt es leider einige. Die Kühlräume sind definitiv deutlich zu klein für die Menge an Waren, die heute in der Metzgerei und in den anderen Produktionsbetrieben entstehen. Auch ein Grossteil der eingesetzten Maschinen ist sehr alt und müsste eigentlich erneuert werden. In beides müsste dringend investiert werden. Gleiches gilt für Austauschmaterialen wie beispielsweise Kuttermesser, von denen die Campus-Metzgerei zu wenige hat. Leider gibt es gemäss Hannes wenig Investoren, die diesen wichtigen Bereich von Smiling Gecko entsprechend unterstützen wollen. Ich würde gerne eine Initiative starten, um in der Branche nach Geld zu suchen. Maschinen, die sich hier nicht mehr gut verkaufen lassen, wären für den Campus ganz sicher ein Gewinn. Und es gäbe auch andere Dinge. Zum Beispiel wäre es super, wenn wir einen Produzenten von Fleischereigewürzen finden würden, der Smiling Gecko seine Rohstoffe gratis abgibt.
Gerne! Jetzt mal eine Frage zu Deinen eigenen Herausforderungen. Wie kommunizierst Du eigentlich mit dem Team vor Ort?
(Lacht) Das ist schon eine Herausforderung. Weniger beim Arbeiten, da klappt es mit Vormachen und Nachahmen. Aber wenn es komplexer wird, braucht es einen Dolmetscher. Ich hatte das Glück, dass Richard, ein Volontär aus dem Farmhouse für mich übersetzen konnte. Zur Not geht es auch mit Google Translate. Das Programm übersetzt glücklicherweise auch von Deutsch ins Khmer. Irgendwie klappt es schon. Zumal die Menschen auch sehr offen und dankbar sind.



Kommen wir zum Thema «Ausbildung auf dem Campus». In den nächsten 24 Monaten werden die ersten Kinder unsere Schule mit einem Abschluss verlassen. Denkst Du, sie könnten danach bei uns zum Beispiel das Metzgereihandwerk erlernen?
Ja! Das Kernteam in der Metzgerei ist selbst lernwillig und mittlerweile sehr versiert in der Produktion von Fleisch und Wurstwaren und auch ihr Wissen um das Zerteilen von Tieren können sie sicher weitergeben. Die Ausbildung ist dann vielleicht nicht mit der in der Schweiz vergleichbar, aber ihr grundsätzliches Handwerk können die Kinder hier ganz sicher lernen. Doch, auf jeden Fall.
Was wären Deine Wünsche für die Zukunft von Smiling Gecko?
Zunächst natürlich, dass es mit Smiling Gecko auch in Zukunft weitergeht. Also ganz allgemein. Und was die Produkte angeht, die ich in der Metzgerei eingeführt habe: Da wünsche ich mir natürlich, dass die sich gut vermarkten lassen. Damit es wieder Geld für die Schule gibt, die ja auch weiter finanziert werden muss. Denn Bildung und Ausbildung sind einfach das wichtigste Rüstzeug. Definitiv.
Letzte Frage: Könntest Du Dir vorstellen, auch ein drittes Mal auf den Campus zu reisen?
Wenn ich wieder etwas bewirken kann: Sicher. Das habe ich auch schon mit meiner Frau abgesprochen (lacht). Die Verabschiedung dieses Mal war so emotional. Für mich ist die Campus Metzgerei wie eine Filiale unseres eigenen Betriebs. Ich identifiziere mich total damit. Da gebe ich alles.

Wir bedanken uns bei Hans für die Zeit, die er sich für dieses Interview genommen hat.
Wer jetzt Lust hat, die Wienerli und andere Fleischwaren der Metzgerei Höhn zu probieren, kann dies in Untersieggenthal bei Baden/Aargau tun. Dort gibt es unter anderem in der Grillsaison eine wirkliche feine Bratwurst mit kambodschanischem Kampot-Pfeffer, den Hans regelmässig von heimkehrenden Smiling Gecko Teammitgliedern mitgebracht bekommt.